Montag, 11. November 2013

Niedrige Erwartungen hoch übertroffen: der Gardasee


Als ich im März mit meinem Vater über Angebote für einen Geburtstagskurzurlaub als Geschenk für den 50. Geburtstag meiner Mutter grübelte, erntete er beim Vorschlag Gardasee ein Kopf-schütteln meinerseits. Denn der Gardasee war in meinem Kopf verbunden mit: nur Deutschen, Teutonengrill und kleines Mallorca. Nur widerwillig ließ ich mich dann aber doch darauf ein und so schenkten wir der liebsten Mama zum Geburtstag einen Familientrip mit Mama, Papa, Franzi und Schwesterkind in ein 4-Sterne Hotel in Riva del Garda.

So ging es dann im vollen Auto früh am Morgen des Tags der deutschen Einheit los gen Süden: 850 km lagen vor uns, welche mal schneller und mal langsamer abgefahren wurden. Dank des strahlenden Sonnenscheins hatten auch viele weitere Tagesausflügler und Urlauber rund um München die gleiche Idee wie wir und so zog sich die Reise etwas hin. Aber: ich hab auch schon für viel weniger Kilometer um einiges mehr Zeit gebraucht und das ohne die grandiose Aussicht auf die Alpen.

Riva del Garda erwies sich dann bei einem ersten Stadtbummel tatsächlich so ein bisschen als das, was ich befürchtete: viele Touristen und die meisten davon Deutsch. Jedoch war das kleine Städtchen aber auch wirklich bezaubernd: alte Häuser, italienischer Flair und das alles mit dem Wahnsinnspanorama der Berge und Seen drum herum.

Frühstücksraumimpressionen.

Geschwisterliebe.

Hotelausblick die zweite.

Am nächsten Tag hieß es nach ausgiebigem Frühstück inklusive Schwesterkind-20.Geburtstags-Kuchen-Völlerei dann ab in die Laufschuhe, die Cascata de Verone, ein Wasserfall, wollte besichtigt werden. Der Weg dahin sollte ca. 30 Minuten zu Fuß dauern und durch Stadt und Land führen. Gesagt, getan, aber leider aufgrund schlechter Planung ungenügend ausgeführt:

1. Fail: Abkürzungen sollte man nur nehmen, wenn man sich wirklich auskennt. Wir berücksichtigten dies nicht und landeten auf dem abgeschlossenen Gelände des Krankenhauses, aus welchem wir nur durch viel Lächeln und meine rudimentären Italienischkenntnisse wieder fliehen konnten.
2. Fail: Richtige Karten nutzen, nicht welche, wo Wege und Pfade an völlig falschen Stellen eingemalt sind. So landeten wir kurzzeitig auf einem dicht befahrenen Kreisverkehr, auf dem Fußgänger eigentlich nichts zu suchen hatten...
3. Fail: Richtig informieren: kurz vor dem vermeintlichen Ziel standen wir an einer Straße ohne Fußweg, aber vielen Autos. Da es zudem 12:15 war, und meine Mutter gelesen hatte, dass der Wasserfall wohl 12:30 bis 14:00 nicht geöffnet hätte, kehrten wir unverrichteter Dinge etwas grumpy wieder um. All die überwundenen Hindernisse vermeintlich umsonst!

Irrwegswanderung.

Doch: wer möchte so schnell aufgeben! Nach einem kleinen Mittagsschläfchen wurde Anlauf Nummer zwei, diesmal mit Auto, gestartet, der Cascata del Varone (sehr imposant, jedoch für 5,50 Euro etwas teuer) angeschaut und danach noch mehr Höhe durch viele Serpentinen gewonnen.

Nasser Wasserfall.

Cascata del Varone.

In Tenno schauten wir uns aufmerksame Wachkatzen, alte Häuser, süße Gassen und tolle Ausblicke an. Sehr hübsch. Am gleichnamigen Lago di Tenno bedauerten wir das Fernbleiben der Sonne sehr - denn mit Klärchen hätte der so schon türkisfarbene See sicher noch mehr gestrahlt. Nichtsdestotrotz umrundeten wir den See einmal - inklusive Treppensprint, lustiger Eselchen und waghalsiger Kletteraktionen über Steine - voll Abenteuer und so!

Süßes Haus in Temo.

Lago di Temo - find mich!

Nachdem die Planung für diesen Tag ja eher fehlgeschlagen war, übernahm ich das dann für den zweiten Tag. Auf nach Arco ging es, in die Stadt der bunten Marken-Outdoor-Klamotten, Kletterer und Poser. Mit meiner grauen Burton Weste und einer stinknormalen Jeans fühlte ich mich hier definitiv underdressed, bzw. eher undercoloured. In der Eisdiele bekam ich dann aber trotzdem mein lecker italienisches Gelato, yeah.

Aber wir waren ja wegen der Burg und dem botanischen Garten da, nicht um mit den Kletterern modisch mitzuhalten. Das Schönste am botanischen Garten war der Koi-Teich, in dem neben kleinen Kois auch zwei riiiiesen Kois sowie herzige Schildkröten schwammen. Und Pummelos gab es auch! <3

Auf einem Vorsprung über der Stadt lag dann die Burg von Arco - welche wirklich schön anzuschauen und mit nur 3,50 Euro Eintritt auch preislich total ok war. Man konnte Prinzessin spielen, den tollen Ausblick genießen, gruselige Gefängnisse begutachten und durch die vielen Informationstafeln war es auch noch lehrreich.

Botanischer Garten Arco - Koi vs. Turtle.
Arco Festung.
Steiler Aufstieg.
Familie - unschwer erkennbar.

Engel und Tauben. Ein Geben und Nehmen.

Laufen, wandern und Radfahren kann man am Gardasee ja vorzüglich - so ließen mein Papa und ich es uns nicht nehmen, noch einmal die Bastion oberhalb der Stadt zu besteigen. Leider war das schlechte Wetter noch schlechter geworden und ein fieser Nieselregen kroch einfach überall hin. Der Ausblick von oben war aber dennoch sehr schön, wenn auch sehr grau. Gerne wäre ich noch weiter hochgekraxelt, bis zur Kapelle Santa Barbara, aber es war schon ziemlich spät und die Sicht aufgrund der tiefhängenden Wolken eh eher mau. Also schlenderten wir wieder bergab und trafen die Mädels bei ihrer Shoppingtour.

Riva del Garda von oben + Franzi.

Fazit: wunderschöne Landschaft, leider blödes, regnerisches Wetter, ganz hübsches Hotel mit überragendem Essensraum und Whirlpool, tolle Wanderstrecken. Mein negativen Bilder vom Gardasee sind vertrieben und ich komme definitiv zurück um mir das Ganze mit Sonne und Fahrrad mal nochmal anzuschauen.