Montag, 26. Mai 2014

Chak Chak, Meybod, Kavanagh und die Wüste. Awesome!



Pünktlich 10 Uhr standen wir gestriegelt und gesattelt in der Hotel-Lobby und warteten auf Masud, unseren Guide für die nächsten 2 Tage. Ein sehr nettes belgisches Pärchen begleitete unsere 4er Gruppe, was uns sehr freute. Kurz vor 11 gings dann auch los – zu Martins Enttäuschung nur in einem stinknormalen Taxi und nicht in einem dicken Jeep.

Meybod
Erster Halt: Meybod und die Narin-Festung. Eine bis heute uneingenommene Festung, die durch intelligente Verteidigungssysteme und die unterirdische Versorgung durch Qanat-Tunnel allen Widrigkeiten und Angriffen getrotzt hat. Außerdem war die Sicht vom Dach auf die Oase auch sehr schön. 
Narin Castle Meybod.
Licht und Schatten.
Oase. Tatsächlich.
Eine kurze Fahrt weiter waren wir dann in einer alten Karawanserei und Masud erzählte uns über Kamele, Karawanen und Teppiche. Romy war auch sehr happy, denn eeendlich konnte auch sie ihren Traumteppich in die Arme schließen.

Diese Architektur. Große Liebe!
Und die Sehenswürdigkeitsdichte wurde noch dichter: gleich neben der Karawanserei, die früher das Handelszentrum der persischen Städte war, stand der Eisturm. Im kalten Winter, in dem hier durchaus auch Schnee und Eis herrschen, wurde Eis gesammelt und zwischen Stroh im Eisturm gelagert. Dieser hielt aufgrund der Architektur so kühl, dass das Eis über den Sommer kaum schmolz und genutzt werden konnte. Als wir jetzt da waren, eignete sich die Architektur zudem sehr gut für eine Gesangseinlage von Masud – inklusive beeindruckender Töne, die ein normaler Mensch unmöglich singen kann. Leider weiß ich nicht, wie dieser Hals-Ton heißt, den die Perser im Hals hervorbringen. Vorschläge gerne in den Kommentaren!


Unser Jeep. Vrooom!
Zurück vom Eisturm erwartete uns dann eine große Überraschung: der Jeep war da! So hieß es raus aus dem engen Taxi, rein in das alte Gefährt. Nicht nur Martins Augen strahlten als wir mit lauter Popmusik durch die Straßen von Meybod in Richtung Chak Chak cruisten.

Chak Chak / Pir-e Sabz
Mitten im Wüstengebirge liegt die wichtigste zoroastrische Pilgerstätte der Welt: Chak Chak oder Pir-e Sabz. Die Legende sagt, dass Prinzessin Nikbanou in den Bergen Zuflucht suchte und kurz vor der totalen Erschöpfung stand. Just an diesem Ort blieb ihr Wanderstock stecken, Wasser trat aus dem Berg und er gewährte ihr Herberge. Daraufhin schlug sie hier ihr Lager auf und aus dem eingesteckten Stock wurde eine gewaltige Linde. Das Wasser tropft noch heute (chak chak chak chak) und mittlerweile sind neben dem Feuertempel auch Herbergen für die Pilgerer, die jedes Jahr Mitte Juni aus der ganzen Welt nach Chak Chak pilgern, aufgebaut. Diese dürfen zu dieser Pilgerreise sogar tanzen und trinken – und das im eigentlich alkohol- und tanzbefreiten Iran!


Pir-e Sabz von innen.
Versteckt im Berg.

...mitten im Nichts.
Kavanagh
Nach dieser lehrreichen Besichtigung gab es im Schatten des Berges leckeres Khorme Sabzi (ohne Alkohol und ohne Tanz ;) ) und so gestärkt düsten wir nach Kavanagh. Die ehemalige Wüstenstadt wurde vor 40 Jahren von ihren Einwohnern verlassen und verfällt seitdem Schritt für Schritt. Mit der Warnung im Ohr, aufgrund der akuten Einbruchsgefahr bitte nicht mit mehr als 2 Personen auf einmal an einem Platz stehen zu bleiben, erkundeten wir die Stadt. Ein bisschen gruselig war es schon, aber die Atmosphäre und das Licht am frühen Abend unvergleichlich.


Kavanagh Scenes.
Landschaft. Wieder: Wahnsinn!
Weite.

Eine Nacht in einer Oase
Inzwischen war es dann schon 17 Uhr und wir machten uns auf den Weg zu dem Schlafplatz für die Nacht – einer Oase mitten in der Wüste. Auf Schotterwegen ging es vorbei an imposanten Bergen, Hügelketten und unwirklichen Landschaften. Musikalisch begleitet durch eine CD von Moein aus den 90er Jahren - aber wie passend war sie doch!


In der Oase angekommen war noch lange nicht an Abendruhe zu denken: Masud zeigte uns Stinkepflanzen, erzählte von Blumen, die nach männlichen Ausscheidungen und Gräsern die so ähnlich wie Rosmarin und Lavendel riechen, aber keins von beiden sind und vom Leben im Iran. Am Ende des Erzählens waren wir dann auch schon am Ziel angekommen: einem kleinen, grünen See im Berg. Aufgrund von ausgefallenen Regenfällen war der allerdings ziemlich mickrig, drüber gesprungen wurde aber trotzdem. 

Nach vielen weiteren Geschichten, einem super leckeren Kamel-Kartoffel-Eintopf mit Fladenbrot, dem Versuch die Sterne zu fotografieren, Shisha rauchen und viel Lachen fielen wir dann gegen Mitternacht eingemummelt auf dem harten Steinboden in den Schlaf.


Lichtspiele.
Schlafplatz.
Canyon-Wanderung
Die Nacht war kurz und dann doch recht hart und so saßen wir um 9 wieder im Jeep in Richtung der ersten Wanderung. Es ging ca. 7 km durch einen wunderschönen Canyon. Die Sonne schien, ein Lüftchen wehte und wir kraxelten durch die Gegend. Am Ende des Canyons warteten dann wieder Sanjat und Akbar und wir kurvten direkt weiter.


Eine Schaukel! In der Wüste!
Der Canyon. Wunderschön!
3 Stunden in der Salzwüste - dem verdursten nah
Mitten in der Salzwüste wurden wir dann erneut ausgesetzt. Akbar, ein ca. 50jähriger, kleiner untersetzter Mann, der bisher als Koch fungierte, übernahm bei dieser Wanderung das Kommando. In einer ziemlich dicken Lederjacke und nur mit einer 1,5l Wasserflasche in der Hand marschierte er im Stechschritt los. Wir, ahnungslos wie wir waren, dachten, dass es wohl eine halbe Stunde durch die Wüste gehen würde, bevor wir am Mittagessen-Treffpunkt ankämen.
Doch weit gefehlt. Fast 3 Stunden liefen wir erst durch die Salzwüste, dann über wellige Kämme und zuletzt auch ziemlich steile Anstiege. Und es hörte nicht auf. Total ermattet und halb verhungert kamen wir dann gegen halb 4 am Lunch-Point an und lagen wie die kleinen Ferkelchen im Schatten. Das überaus leckere Essen (gebratene Zucchini-Scheiben mit gewürztem Reis und Brot) entschädigte uns dann aber für die Strapazen. Merke: unterschätze niemals einen Iraner in der Wüste!
Salz.
Granit.
Weite.
Farbe.
Kaputte Jungs.
Badezeit!
Für die Jungs gab's dann noch was richtig Cooles: ein Bad in einer Minioase. Super witzig, mitten in Geröll und Bergen war ein kleiner Teich ausgehoben, der mit Salzwasser gefüllt war. Ich traute mich immerhin bis zu den Knien rein, was sich nach Tagen vorbildlich hejab sein schon seeeehr verwegen anfühlte. Die Jungs sprangen und hüpften aber im Wasser herum und erfreuten sich ihres Lebens.

Sandwüste bei Fahraj - und eine Panne danach
Nach Geröll und Salz kam jetzt der Teil der Wüste, den man sich eigentlich unter Wüste vorstellt (ich jedenfalls): Sand! Im wunderschönen Licht des frühen Abends entdeckten wir die Sanddünen kurz vor Faraj. Und es war so, so, so toll! Sand überall, ein Wahnsinns-Panorama und pures Glück brachte uns alle zum Grinsen.


Happyness.
Dünen.
Sand.
:)
Mit der Aussicht auf einen Blick auf das Babykamel (2 Tage alt!!! Ohhh!) von Masuds Bruder traten wir den letzten Teil der Reise an. Im Licht der untergehenden Sonne sangen und tanzten wir im Jeep Faraj entgegen. Bis…auf einmal der Jeep stehen blieb. Wir dachten, es gäbe noch etwas zu sehen und beugten uns erwartungsvoll zu Sanjat. Doch er guckte eher bekümmert und fragte: ‘Do you remember what happened to you when you came back after your walk to the desert?’ Wir: ‘?!?’ Er: ‘Well, you have been hungry, no?’ Wir: ‚Äh, yes.‘ Und er: ‘Now my car is hungry.’

Nach kurzem Unglauben war es dann Wirklichkeit: Benzin alle. In der Wüste. Kurz vor Sonnenuntergang. Schön! Gottseidank war ja Masud mit einem weiteren Auto hinter uns und die Männer versuchten das Benzin vom kleinen in das große Auto zu pumpen. Währenddessen genossen wir den Sonnenuntergang, schossen viele Fotos und reagierten auf einen vorbeifahrenden Zug mit hysterischem Winken. Nach einer dreiviertel Stunde war dann wieder etwas Benzin im Tank (nach dem alten Gartenschlauch-Ansaug-Trick.  Bäh, armer Akbar.) und wir fuhren gen Faraj. Doch das Babykamel würden wir aufgrund der Verspätung traurigerweise nicht mehr sehen.
Reisegruppe Persien extended version.
Eine Dusche fühlte sich dann auch schon lange nicht mehr so gut an und so frisch gepflegt aßen wir wie in einer großen Familie an einer großen Tafel zu Abend. Und dann hatte Masud noch eine Überraschung – wir dürften doch das Babykamel sehen! Juhuuuu! Große Freude und Quietschen bei den Mädels, verhaltene Reaktion der Jungs.
Das Babykamel war super niedlich, doch seine Mama und die anderen Kamel echt gaaanz schön groß. Vor allem im dunklen Stall!
Glücklich und voller Eindrücke der vergangenen Tage gingen wir in das weiche, große Bett. Am nächsten Morgen verabschiedeten Johannes und ich uns von Martin und Romy, die bereits nach Hause flogen. Für uns ging es noch weiter nach Shiraz, der Perle des Südens…

Samstag, 17. Mai 2014

Yazd - Wüstenstadt mit Charme


Nach drei schönen Tagen stiegen wir in den nächsten Bus gen Süden – nach Yazd. Die Wüstenstadt liegt zwischen der Dasht-e Kevir und der Dasht-e Lut und ist mit ca. einer halben Million Einwohnern so groß wie Dresden. Die Busfahrt war wieder lustig: denn mit Ruhezeiten und Pinkelpausen hatte es unser Busfahrer nicht so – da werden 4,5 Stunden nur mit kurzen Mautstationspausen durchgepest. Blöd, wenn man auf Toilette muss und immer wieder nur vertröstet wird. Außerdem gab es nicht mal ein Lunchpaket! Unmöglich, und das für 4 Euro ;)

In Yazd steuerten wir direkt das Silk Road Hotel an, welches ich vorher im Internet gebucht hatte. Und am Vortag nochmal angerufen, um sicher zu gehen, dass die Zimmer frei sind. Was war aber natürlich nicht frei? Die Zimmer…also weiter zum nächsten: dem Kohan Hotel. Im riesen 6er Schlafsaal, den wir dann nur zu viert nutzen konnten, fanden wir Obdach. Die Betten waren eher Typ Brett und auch die Sauberkeit war nur einem Schlafsaal gerecht, dafür hatten wir einen sehr coolen privaten Balkon mit Blick in den Innenhof. Außerdem konnten wir im Hotelrestaurant das erste Mal Fesenjan probieren – Lamm mit Erdnusssauce und Reis. Ich fand‘s sehr lecker.

Chillaxing time im Kohan Hotel
Blick von unserem Balkon
Die Altstadt von Yazd ist aus alten Lehmziegelbauten errichtet – eng und flach beieinander, so wie ich mir eine typische Wüstenstadt vorstelle. Aufgrund der hygienischen Situation in den engen Gassen und der Bequemlichkeit sind heute nur noch knapp 20% der Häuser bewohnt, meist von Afghanen oder Hotels für Touristen (die dann natürlich hübsch restauriert). Der Rest verfällt Stück für Stück. Trotz, oder vielleicht auch gerade wegen dieser Tatsache, ist die Altstadt sehr atmosphärisch.

Kids.
Hinterhof-Einblicke.
Salam!
Souvenirshopping.
Gassen-Streiferin.
Yeah! Ferrari! Total original. *hüstel
Reisetipp: Kein Eintrittsgeld für das Gefängnis des Alexander ausgeben – es lohnt sich einfach nicht! Wir waren da und es war einfach eine Art Souvenirladen, für den man 150.000 Rial Eintritt zahlen musste. Uncool. Mit lustigen Fotos in den Gassen, der ersten Erkundung der Qanats, der unterirdischen Wassertunnel und der Badgir, der Windtürme, machten wir uns aber wieder schöne Gedanken.

Einen magischen Moment erlebten wir dann abends, auf dem Dach unseres Hotels. Es dämmerte, die Moscheen waren hell erleuchtet und kurz nacheinander fingen die Muezzins in der gesamten Stadt an zu singen. Gänsehaut pur.

Die Freitags-Moschee bei Nacht.
Breathtaking.

Yazd an einem Tag

Der nächste Tag war für Yazdi-Sightseeing vorgesehen – wir schnürten also die bequemsten Schuhe und liefen durch die Gänge gen Masjed-e Jame, in die man sogar kostenlos kam. Diese Moschee ist auf der 200-Rial Note abgebildet und auch hier gab es wieder umwerfende türkise Kacheln und tolle Licht- und Schattenspiele. Davor wurden wir noch von einem sehr freundlichen Teppichhändler auf sein Dach gebeten, von dem wir einen wunderbaren Blick über die Stadt hatten.

Yazd von oben. Mit der Reisegruppe Persien.
Masjed-e Jame.

Licht und Schatten.
Alle mal freundlich...Martin! Freundlich!
Zu Fuß spazierten wir dann weiter zur ehemaligen Moschee Amir-Chagh-magh, welche heute nur noch als Tribüne für die Aschura Prozessionen genutzt wird. Ein riesen Tor, unter dem jetzt lustige Fast Food Kebab Läden sind. Von weit weg echt hui, von Nahem, naja, ernüchternd. Im Reiseführer steht auch, dass man auf das Tor drauf kommt: dem ist leider nicht mehr so. 


Amir Chagh-Magh Tor.

Wassermuseum. Kurze Momente allein.
Direkt neben dem Tor war allerdings eine für uns weit bessere Sehenswürdigkeit: der Süßigkeitenladen! Yazd ist bekannt für so manche Leckerei, wie Bakhlava, Gaz oder eine Art Karamellfladen mit Pistazien. Njommm, njommm. Wir packten also ein paar Probierpackungen ein und entflohen dann der Mittagshitze in die Tiefen des Wassermuseums. Die Bewässerung einer Wüstenstadt ist ja nicht ganz einfach und so bringen Qanats, unterirdische Wassertunnel, im stetigen Fluss das kühle Nass. Die österreichischen, spanischen und deutschen Touristengruppen, die sich jeweils aufführten, als gehöre das Museum ihnen, störten die Informationsaufnahme zwar etwas, aber die kühle Luft besänftigte uns.

Nach so vielen Informationen und bei so viel Wärme musste gechillt werden. Also setzten wir uns ins Taxi und düsten zum Dowlat-Abbad-Garten in den Südwesten der Stadt. Der als typischer Oasengarten angelegte Park war wunderhübsch – und vor allem der kleine Palast im Zentrum machte mit seinem Badgir einiges her. Ermattet lagen wir zu Tee und Eis dann auf den Bänken und genossen die Zeit. Absoluter Tipp zum anschauen!


Behesht-e Dowlat-Abbad 
Symmetrie.
Caught! 

Kultur-Urlaub erlaubt aber gar nicht so viel chillen, daher brachen wir auf gen Feuertempel im Osten der Stadt. Ein Taxi war gar nicht mal so schnell zu finden, dank netter Shopbesitzer dann aber doch kein Thema. Am Feuertempel der Zarathustrier angekommen, Ernüchterung: der Tempel hat zu. Da aber genau gegenüber ein Kamel-Kebab-Laden war, gab es Kamel (schmeckt ultra muffig und nach Stall, jedenfalls da) und dann die Info vom Koch: der Tempel macht doch auf, nur erst um vier statt drei. Diese gute Information war wieder ein Beispiel der unfassbar netten Iraner: ohne das wir fragten, gaben sie uns diese Information und verhinderten so, dass wir einfach weiterfuhren.

Im Tempel brennt seit 2000 Jahren (so sagt man) ein Feuer, welches hinter Glas ausgestellt lichterloh brannte. Außerdem gab es noch ein kleines Museum zu den Zarathustriern und ihrem Gott Ahura Mazda ('Gott der Weisheit'). Alles war recht unspektakulär und zu allem Überfluss fing es dann auch noch an zu regnen. Normalerweise regnet es in Yazd im gesamten April nur 8 mm – ich glaube, diese Menge haben wir mindestens abbekommen.

Lamm-Kebab. 

Regen am Feuertempel.

*****Exkurs: die Zoroastrier. Diese akzeptierte Minderheitenreligion nimmt vor allem in Yazd eine relativ große Stellung ein. Sie glauben an die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft und sehen in diesen das Sinnbild von Ahura Mazda, den Gott der Weisheit. Die Maxime ist: tue gutes, rede gutes und denke gutes. Da die Leichen die Erde nicht berühren dürfen, wurden Sie (und in Indien ist das wohl auch immer noch so) in sogenannten Schweigetürmen aufgebahrt und von den Geiern abgenagt. Da sich die Yazdis aber in den 70ern über die vom Himmel fallenden Leichenteile beschwerten, werden sie heute in luftdichten Särgen verbrannt. Ihre Anhänger sind heutzutage im ganzen Iran verteilt, jedoch vor allem in Bombay, Indien anzutreffen.*****

Aufgrund von Zeitmangel konnten wir die berühmten Schweigetürme von Yazd nur von der Ferne sehen.

Der Abend endete im Silk Road Hotel Restaurant – und ins Bett gingen wir mit einer großen Vorfreude auf die nächsten zwei Tage…

Montag, 12. Mai 2014

Isfahan Part II - Begegnungen und Architektur


Um ein paar Millionen leichter und einen Teppich reicher, hatte dann die Masjed-e Emam auch wieder geöffnet und wir erblickten die erste Moschee im Iran, der noch viele weitere folgen sollten. Der erste Eindruck: riesig! Der zweite: wow, was für wahnsinnig schöne Details, Kalligraphien und architektonische Highlights.

Die Imam-Moschee von Innen.

Einheimische zahlen im Iran auch grundsätzlich viel weniger Eintritt als westliche Touristen: wir zahlten im Durchschnitt 100-150.000 Rial, was ca. 2,50 – 3,50 Euro entspricht. Iraner hingegen nur 10-20.000 Rial: 50 Cent und weniger. Doch von den paar Euros ließen wir uns dann nicht abschrecken und besuchten die Moschee.

Türenliebe.
Symmetrieliebe.
Wartende Gebetsteppiche.
Moschee-Franzi
Beautiful.
Khanum.

Nachdem die riesen Moschee einmal von uns erkundet wurde, machten wir uns wieder auf die Suche nach einem Essenstipp, den wir leider wieder einmal nicht fanden (dafür dann am nächsten Tag. Immerhin!) Dann gabs halt in einer speckigen Bude Kebab – mit Blick auf Goldfische. Mit einem Verdauungsspaziergang über den Basar, einem kleinen Nachmittagsnickerchen auf dem Maydan-e Imam und gestellten Tourifotos beendeten wir den Sightseeing-Part des Tages und ließen uns kurz im Hotel nieder. Da man im Iran abends außer essen und gucken nicht wirklich etwas unternehmen kann (Bars? Kino? Clubs? Disko? Fehlanzeige!) schauten wir uns einfach noch die Khaju Brücke an.

Diese war der Si-o-Se-Pol ziemlich ähnlich und wir hatten weitere ominöse Begegnungen: unter anderem ein älterer Herr mit Riesen-Schnurri, der von Ketten unter der Brücke, Zauberern in Süddeutschland und weiterem wirren Zeug redete, mich aber immerhin als „Miss Universe“ betitelte. Ha! Ein anderer zeigte uns die Zauberaugen der Löwenstatue. Fotografiert man diese von vorne mit Blitz leuchten die Augen rot. Wuhu! Auf dem Fußweg am Zayanderud entlang begleitete uns zudem noch ein weiterer Herr, der meinte, er hätte in der Airforce schon Flugzeuge abgeschossen. Äh,ja, sonst war er aber wirklich sehr nett.

Bazar-Hustle.
Stilleben.
Sie.

Wir.

Khaju-Pol bei Nacht.

Künstlerische Version der Glühaugen.

Vom Behesht Ali Qapu zur Masjed-e Jame

Der letzte Tag Isfahan stand an – und somit noch mehr Kultur. Der erste Tagespunkt war der Ali-Qapu Palast, ebenfalls am Meydan-e Imam gelegen. Besonders beeindruckend war hier das Musikzimmer, dessen Decke über und über mit ausgeschnittenen Ornamenten bedeckt war. Von der Terrasse sollte man eigentlich einen netten Blick über den Platz haben, allerdings war sie eingerüstet und daher gab es leider nur Baustellen-Charme. Sollte man sich dennoch anschauen, wenn man da ist.

Blick vom Ali Qapu Palast auf die Masjed-e Emam
Musikzimmer I
Musikzimmer II
Auch wenn es doch ziemlich warm war, galt es, keine Müdigkeit vorzuschützen und wir stapften gleich weiter zur Jame-Moschee. Eine Jame-Moschee findet man in jeder größeren iranischen Stadt - denn dies ist die Bezeichnung für sogenannte Freitags-Moscheen, in denen das Freitagsgebet abgehalten wird. Auf dem Weg dahin fanden wir dann auch das leckere Eis-Café, wo wir am Vortag bereits hinwollten: Fereni Hafez. Fereni ist eine Art Eiscreme, bei der ganz viel Karamell drüber gegossen wird. Für manche war das Ganze verträglich, für einen Part der Reisegruppe Persien eher nicht. Aber Lochtoiletten in Moscheen sind doch was Feines! ;)

Frauen vor Imam.
Bazaar-Farben.
In der Jame Moschee kam gleich wieder ein älterer Herr auf uns zu und bot sich für eine Führung an. Wir sagten nicht nein und so begann diese wirklich sehr interessante Runde durch die Vier-Iwan-Moschee. Er erzählte uns die Bedeutung der 4 Höfe, die verschiedenen Inschriften auf den hübschen Mosaiken, führte uns in Bereiche, in die Besucher eigentlich nicht kamen und konnte zudem auch noch toll singen.

Masjed-e Jame 

Amaaaazing!

Masjed-e Jame.























Armenisches Viertel Julfa und Vank-Kathedrale

Der letzte Punkt an diesem sehenswerten Tag war dann das armenische Viertel mit der dazugehörigen Vank-Kathedrale in Julfa, im Süden der Stadt. Dazu flugs in ein Taxi gesetzt und hingekutscht. Die Kirche ist innen ganz furchtbar bunt - und sehr gruselig! Überall waren Bilder von Jesus' Folterung und ein Kinderkopf schaute uns aus allen Ecken an. Mit einem Kaffee, einem Spaziergang am Fluss und einem kleinen Päuschen im Park am Zayanderud erholten wir uns von dieser gruseligen Sicht.

What the..?!
Vank-Kathedrale
Traurige Schwäne.

No swimming.
Die erwünschte Besichtigung eines der UNESCO Gärten fiel dann wegen akuter Kaputtheit aus und wir chillten nur kurz im Hotel. Abends trafen wir uns dann in einem ziemlichen Touri-Restaurant (Arshia Restaurant) mit einem Kumpel von Romy, der mit seinen Eltern gerade den Iran bereiste. Lecker Dizi gabs – einem Lamm-Kartoffel-Tomaten-Eintopf aus dem Steinkrug, aus dem man erst den Sud in eine Schüssel abschöpft, dann mit einem Stößel den weichgekochten Rest zerstößt und zuletzt beides mit einem weichen Brot isst. Zudem Istak Lemon- Malzbier (ohne Alkohol natürlich!) und nette Gespräche.

Food-Crew.