Sonntag, 10. August 2014

10 Personal Facts - Iran

Unsere knapp 14 Tage in diesem überraschenden und wunderschönen Land waren viel zu schnell vorbei. Hätte ich gewusst, dass Iran so viel zu bieten hat: ich wäre länger geblieben. Auf der Reise habe ich lustige, verwirrende, wunderschöne und eigenartige Dinge erlebt: die 10 Sachen, die mir am meisten im Kopf geblieben sind, sind aber die folgenden:

1. Iraner sind die nettesten Menschen, die ich bisher auf meinen Reisen kennen gelernt habe.

2. Gutes Essen gibt's in Iran nicht im Restaurant, sondern nur bei den Familien daheim. Auswärts wird nur Kebab kredenzt und vielleicht noch Dizi. Hinter verschlossenen Türen gibt es leckerstes Khorme Sabzi, Kamel-Eintopf und all das, woran man bei orientalischem Essen denkt.
Lammeintopf, 3 Stunden über offenem Feuer geschmort. Lecker, schmecker!
3. Vor 20 Uhr machen die Restaurants nicht mal auf. Und gegessen wird dann erst gegen 11. Bis dahin ist auch auf den Straßen die Hölle los - selbst Kleinkinder spielen quietsch-vergnügt herum.

4. Kleiderordnung Part I: Äußerster, riesen Respekt vor den Damen in den schwarzen Tschadors - ohne Haarklemmen wäre es mir unmöglich gewesen, hejab zu bleiben. Von der Hitze bereits im April gar nicht zu reden...

Frau mit Tschador. 
5. Schon wieder Essen: was gab es nur für unfassbar leckere Süßigkeiten! Gaz, Karamell, Kuchen, Pistazien-Plätzchen, njomm, njomm.

6. Kleiderordnung Part II: Noch im Flugzeug von Istanbul war ich etwas erstaunt über die Nicht-Existenz der Kopftücher bei den Damen und der doch sehr freizügigen (d.h. normalen europäischen) Kleidung. Im letzten Moment vor Ausstieg wurden erst Manteau und Kopftuch rausgeholt und locker umgelegt.

7. Nur ein Wort. Picknick! Auf dem Rasenstreifen an der Schnellstraße, im Park, am Denkmal, auf dem Kreisverkehr, überall. Nur stilecht mit Teppich, Zelt, Shisha und dem halben Hausstand.

Picknick vor Persepolis.
8. Themenwelten. In den Städten, in denen ich unterwegs war, gibt es wie früher noch ganze Straßenzüge zu nur einem Thema: alle Geschäfte mit Sportwaren auf Straße Nummer 1, alle Textiler auf der 2 und die Gewürze im Straßenzug nebenan. Sieht man so in Deutschland gar nicht mehr.

9. Mücke heißt Pascha = پشه

10. Zahlen und zählen auf persisch ist gar nicht so schwer und sehr, sehr empfehlenswert zu lernen. Erstens freuen sich alle und außerdem ist man gefeiter vor fiesen Touri-Preisen. Und die Zahl 5 auf persisch ist jedes mal eine kleine Liebeserklärung... <3

Ich habe, entgegen aller Befürchtungen meines Umfelds, Iran als sehr freundliches und uns gegenüber offenes Land kennengelernt. Ja, Frauen werden unterdrückt und der Kopftuchzwang ist schon lange überholt. Ja, für falsche Meinungen kann man hier ganz schnell ins Gefängnis wandern. Und auch ja: die Politik ist mehr als fragwürdig. Jedoch: ein Land besteht nicht nur aus denen da oben, sondern vor allem aus ganz normalen Menschen. Die uns strahlend entgegen kamen und uns "Welcome to Iran!" entgegen riefen. Die uns einluden, mit Ihnen Tee zu trinken und zu essen. Die sehr,sehr gebildet und auch reflektiert sind. Und die letztendlich in einem Land mit wahnsinniger Schönheit leben, das es wert ist zu besuchen. Ich hoffe, ein Umbruch hin zu einem moderneren Iran kann ohne Gewalt und Krieg enden, sondern friedlich: das Potenzial ist aus meiner Sicht definitiv da. Deswegen, wie immer: hinfahren, anschauen, kennen lernen.

Khodahafez Iran khoshgele!

Dienstag, 5. August 2014

Shiraz - Rosen und wilde Bekanntschaften.

Gestärkt mit dem äußerst leckeren Brot vom Frühstücksbüffet traten wir an unserem Shiraz-Sightseeing-Tag als erstes zu Fuß den Weg gen Chagh-Cheragh an. Da meine Füße und die Nike Free den 3 Stunden-Lauf durch die Wüste nicht ganz so gut verkraftet hatten, schön langsam, da liess sich auch die Hitze besser ertragen. Quer durch den schönsten der bisher gesehenen Basare streiften wir und versuchten, im Tag anzukommen.

Bunter Basar in Shiraz.

Der Chagh-Cheragh Schrein
Doch es hieß keine Müdigkeit vorschützen: wir hatten doch nur einen Tag für viele, viele Sehenswürdigkeiten in der sogenannten ‚Stadt der Gärten‘ Shiraz und mit 1,5 Millionen Einwohnern eine der größten Städte des Iran. Nummer eins auf der Liste war der Schrein Schah-Tscheragh, eine der heiligen Stätten im Iran. Hier herrscht für Frauen Tschador-Pflicht, der aber glücklicherweise ausgeliehen werden kann. Um die Blicke trotzdem auf einen zu lenken, waren die Leihtschadors jedoch statt in einem züchtigen schwarz, wie alle anderen, weiß mit bunten Blümchen.

Mit dem bunten Tischtuch bedeckt machte ich mich also auf, Johannes zu treffen, der durch den Männereingang hereingegangen war. Da Kameras abgegeben werden mussten, haben wir von unserem gesamten Besuch leider auch nur ein heimlich geschossenes Handyfoto. Wie man sieht, hatte ich die Nutzung noch nicht ganz raus: viel zu viel Haar zu sehen - das Ding ist einfach ständig weggerutscht!

Zünftig verhüllt.
Der heilige Schrein von außen.







***Kurz zum Schrein Chah Tscheragh: Übersetzt lautet der Name ‚König des Lichts‘ und  er ist die Begräbnisstätte von Amir Ahmad und Mir Muhammad. Er ist neben dem Schrein im Maschad einer der wichtigsten Pilgerstätten der Schiiten im Iran und im Inneren mit Tausenden Spiegel-Mosaiken ausgestattet, die um die Wette funkeln.***

Eigentlich darf das Innere des Schreins, eben das, was so hübsch ist, von Nicht-Muslimen nicht betreten werden. Wir wurden aber bereits am Eingang von einem netten älteren Herrn angesprochen, der uns gerne die Moschee zeigen wollte. Wir haben das natürlich gerne angenommen, und kamen so auch in den Genuß, die weichen Teppiche im Inneren zu spüren, das Glitzern der goldenen Türen und Mosaikwände zu bestaunen und das Mausoleum mit dem Sarg zu sehen.

Der nette Guide führte uns noch in weiteren Teilen der riesigen Moschee rum und brachte uns dann zu einer Koranschule, in der kleine Jungs im Alter von ca. 9 Jahren gerade eine Art Einführung ins Beten erhielten. Wir waren die Attraktion des Tages und die armen Kleinen konnten sich nicht mehr wirklich konzentrieren – hätte ich in dem Alter wohl dann auch nicht mehr gekonnt ;) Danach passierten weitere ominöse Dinge, auf die ich aber lieber im Netz nicht eingehen möchte, nur so viel sei gesagt: es war mehr als gut, dass Johannes und ich uns in unserer gefakten Ehe schon so lange kennen und so auch auf komische Situationen angemessen reagieren können.

Hamam-Museum und die Zitadelle des Karim Khan
Etwas verwirrt und eingeschüchtert standen wir dann wieder vor dem Heiligtum und marschierten durch den Bazaar gleich weiter in Richtung Hamam-Museum. Dieses Museum war vor allem von Einheimischen extrem gut besucht und ziemlich witzig: denn mit lebensecht-aussehenden Puppen wurden die typischen Hamam-Szenen nachgestellt. Hinterlegt mit den Geräuschen konnte man sich so eine Hamam Sitzung ziemlich gut vorstellen.

Und nun stelle man sich noch die Geräusche vor...

Alt vs. neu

Der nächste Punkt auf dem Plan: die Zitadelle des Karim Khan (dieser Name, Wahnsinn, wie aus 1001 Nacht, oder?). Diese Burg im Stadtzentrum hatte einen lustigen schiefen Turm, war innen mit Rosenduft erfüllt und sehr hübsch anzuschauen. In einem ziemlichen Touri-Restaurant in der Mitte des Bazaars nahmen wir nach diesen schweißtreibenden Aktivitäten Kebab und Mast zu uns und entgingen der Mittagshitze etwas.

Touristen erkennt man dann doch recht fix...
Nach einer kurzen Pause auf den Takhts im Hotel schnappten wir uns ein Taxi und fuhren zu Hafis‘ Grab. Der Taxifahrer verstand meine Bemühungen um die richtige Aussprache des Namens erst recht spät- nicht Hafis sondern Chafeeeess wird der gute ausgesprochen, führte uns dann aber zum Ziel. Das Grab ist in einer wirklich wunderschönen kleinen Parkanlage gelegen und es roch wieder mal, wie so oft in Shiraz, betörend nach Rosen. Neben riesigen deutschen Reisegruppen gab es auch kleine iranische Schulmädchen, die sich im rosa Maghe um ihre Lehrerin scharrten.

Eine seltene Aufnahme des Grabes OHNE Reisegruppen!

Herzig.

Hübsch ist es bei Hafez.
Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass der Sonnenuntergang am Koran-Tor im Norden der Stadt ganz toll sein soll. Da es mittlerweile gegen 17:30 war, wollten wir noch etwas Zeit rumbringen und uns dieses Spektakel anschauen. Neben dem Tor war nun ein ziemlich hoher Berg mit einer kleinen Hütte oben drauf. Wir also die Wasserflaschen geschnappt und die gefühlt 500 Stufen den Berg erklommen. Belohnt wurden wir dann mit einer Wahnsinnsaussicht über Shiraz.

Franzi + Shiraz

Ich erzählte ja bereits von den netten Begegnungen und offenen Menschen im Iran. Während wir nun also auf dem Hügel saßen, Bilder schossen und den Moment genossen, kamen ein sehr sportlicher Mann mit Adidas T-Shirt und langer Jogginghose, der durchaus auch so auch in Deutschland an der Spree entlang laufen könnte, und eine Frau auf den Hügel gestapft. Sie war in einen stylischen rosafarbenen Adidas-Anzug, natürlich überlang, damit Hejab, gekleidet und mit äußerst knappem Kopftuch ausgestattet. Wir kamen schnell ins Gespräch und erfuhren das Akhbar und Nasri ihr tägliches Trainingsprogramm auf dem Berg vollführten, seit kurzem einen Englischkurs besuchten und sehr nette Menschen sind. Nach einer halben Stunde wurden wir dann zum Abendessen eingeladen. Nach etwas taroof siegte dann aber doch unsere Neugier und wir sagten zu – für 21:30 Uhr (hatte ich schon erwähnt, dass hier alle echt spät essen?!).

Über eine halbfertige Treppe, die mitten im Nichts einfach mal aufhörte stolperten wir den Berg hinab und blieben dann doch nicht bis zum Sonnenuntergang am Koran-Tor, sondern nur für einen kurzen Stopp. Vor welchem wir eine 6-spurige Straße ohne Nahtod-Erlebnis überquerten – welch Aufregung an einem Tag!

Das Koran Tor in Shiraz.
Taxi, Taxi.

So weit wie es nach 12 Tagen unterwegs sein noch möglich war, machten wir uns schön und warteten auf die zwei, die uns sogar vom Hotel abholten. Beim Warten kamen dann doch kurze Zweifel, dass die ganze Aktion ja doch etwas riskant sei – fremdes Land, fremde Menschen, einfach mitgehen? Das hat Mutti aber damals doch explizit verboten! Aber die Neugier siegte am Ende doch und so hatten wir einen wirklich schönen Abend bei Nasri und Akhbar. Zu Kebab, Dough und Chorme Sabzi radebrechten wir, während im Fernseher der Landarzt auf dem ARD lief. Ja, tatsächlich! Sie waren über diese Tatsache stolz wie Bolle.

Gegen ein Uhr wurden wir dann, trotz Proteste unsererseits, noch ins Hotel gebracht und nach einer kurzen Rekapitulation dieses wahnsinnig aufregenden Tages schliefen wir ein.

Am nächsten Morgen war dann unser Trip auch schon fast vorbei. Nach einem weiteren Besuch auf dem Basar, um Datteln und letzte Mitbringsel zu kaufen, sowie noch etwas orientalische Luft zu schnuppern, setzten wir uns gegen 13 Uhr ins Taxi gen Flughafen. Der Taxifahrer versuchte dann, uns noch über den Tisch zu ziehen, aber nach 2 Wochen Iran waren wir mit Preisen und Zahlen vertraut und konnten dem Einhalt gebieten.

Diese Süßigkeiten. Mir läuft noch immer das Wasser im Mund zusammen!
Teheran von oben.
Der Security Check war natürlich wieder getrennt nach Männlein und Weiblein. Im Landeanflug auf Teheran wurden uns dann zudem noch einmal die Ausmaße dieser riesen Stadt bewusst - unfassbar groß!

Bei Romys Freunden wurden wir dann noch einmal sehr nett empfangen konnten den Urlaub so perfekt ausklingen lassen. Der Rückflug selbst war dann wieder zu einer Unzeit: 6 Uhr früh. Khodahafez, Iran!