Samstag, 17. Mai 2014

Yazd - Wüstenstadt mit Charme


Nach drei schönen Tagen stiegen wir in den nächsten Bus gen Süden – nach Yazd. Die Wüstenstadt liegt zwischen der Dasht-e Kevir und der Dasht-e Lut und ist mit ca. einer halben Million Einwohnern so groß wie Dresden. Die Busfahrt war wieder lustig: denn mit Ruhezeiten und Pinkelpausen hatte es unser Busfahrer nicht so – da werden 4,5 Stunden nur mit kurzen Mautstationspausen durchgepest. Blöd, wenn man auf Toilette muss und immer wieder nur vertröstet wird. Außerdem gab es nicht mal ein Lunchpaket! Unmöglich, und das für 4 Euro ;)

In Yazd steuerten wir direkt das Silk Road Hotel an, welches ich vorher im Internet gebucht hatte. Und am Vortag nochmal angerufen, um sicher zu gehen, dass die Zimmer frei sind. Was war aber natürlich nicht frei? Die Zimmer…also weiter zum nächsten: dem Kohan Hotel. Im riesen 6er Schlafsaal, den wir dann nur zu viert nutzen konnten, fanden wir Obdach. Die Betten waren eher Typ Brett und auch die Sauberkeit war nur einem Schlafsaal gerecht, dafür hatten wir einen sehr coolen privaten Balkon mit Blick in den Innenhof. Außerdem konnten wir im Hotelrestaurant das erste Mal Fesenjan probieren – Lamm mit Erdnusssauce und Reis. Ich fand‘s sehr lecker.

Chillaxing time im Kohan Hotel
Blick von unserem Balkon
Die Altstadt von Yazd ist aus alten Lehmziegelbauten errichtet – eng und flach beieinander, so wie ich mir eine typische Wüstenstadt vorstelle. Aufgrund der hygienischen Situation in den engen Gassen und der Bequemlichkeit sind heute nur noch knapp 20% der Häuser bewohnt, meist von Afghanen oder Hotels für Touristen (die dann natürlich hübsch restauriert). Der Rest verfällt Stück für Stück. Trotz, oder vielleicht auch gerade wegen dieser Tatsache, ist die Altstadt sehr atmosphärisch.

Kids.
Hinterhof-Einblicke.
Salam!
Souvenirshopping.
Gassen-Streiferin.
Yeah! Ferrari! Total original. *hüstel
Reisetipp: Kein Eintrittsgeld für das Gefängnis des Alexander ausgeben – es lohnt sich einfach nicht! Wir waren da und es war einfach eine Art Souvenirladen, für den man 150.000 Rial Eintritt zahlen musste. Uncool. Mit lustigen Fotos in den Gassen, der ersten Erkundung der Qanats, der unterirdischen Wassertunnel und der Badgir, der Windtürme, machten wir uns aber wieder schöne Gedanken.

Einen magischen Moment erlebten wir dann abends, auf dem Dach unseres Hotels. Es dämmerte, die Moscheen waren hell erleuchtet und kurz nacheinander fingen die Muezzins in der gesamten Stadt an zu singen. Gänsehaut pur.

Die Freitags-Moschee bei Nacht.
Breathtaking.

Yazd an einem Tag

Der nächste Tag war für Yazdi-Sightseeing vorgesehen – wir schnürten also die bequemsten Schuhe und liefen durch die Gänge gen Masjed-e Jame, in die man sogar kostenlos kam. Diese Moschee ist auf der 200-Rial Note abgebildet und auch hier gab es wieder umwerfende türkise Kacheln und tolle Licht- und Schattenspiele. Davor wurden wir noch von einem sehr freundlichen Teppichhändler auf sein Dach gebeten, von dem wir einen wunderbaren Blick über die Stadt hatten.

Yazd von oben. Mit der Reisegruppe Persien.
Masjed-e Jame.

Licht und Schatten.
Alle mal freundlich...Martin! Freundlich!
Zu Fuß spazierten wir dann weiter zur ehemaligen Moschee Amir-Chagh-magh, welche heute nur noch als Tribüne für die Aschura Prozessionen genutzt wird. Ein riesen Tor, unter dem jetzt lustige Fast Food Kebab Läden sind. Von weit weg echt hui, von Nahem, naja, ernüchternd. Im Reiseführer steht auch, dass man auf das Tor drauf kommt: dem ist leider nicht mehr so. 


Amir Chagh-Magh Tor.

Wassermuseum. Kurze Momente allein.
Direkt neben dem Tor war allerdings eine für uns weit bessere Sehenswürdigkeit: der Süßigkeitenladen! Yazd ist bekannt für so manche Leckerei, wie Bakhlava, Gaz oder eine Art Karamellfladen mit Pistazien. Njommm, njommm. Wir packten also ein paar Probierpackungen ein und entflohen dann der Mittagshitze in die Tiefen des Wassermuseums. Die Bewässerung einer Wüstenstadt ist ja nicht ganz einfach und so bringen Qanats, unterirdische Wassertunnel, im stetigen Fluss das kühle Nass. Die österreichischen, spanischen und deutschen Touristengruppen, die sich jeweils aufführten, als gehöre das Museum ihnen, störten die Informationsaufnahme zwar etwas, aber die kühle Luft besänftigte uns.

Nach so vielen Informationen und bei so viel Wärme musste gechillt werden. Also setzten wir uns ins Taxi und düsten zum Dowlat-Abbad-Garten in den Südwesten der Stadt. Der als typischer Oasengarten angelegte Park war wunderhübsch – und vor allem der kleine Palast im Zentrum machte mit seinem Badgir einiges her. Ermattet lagen wir zu Tee und Eis dann auf den Bänken und genossen die Zeit. Absoluter Tipp zum anschauen!


Behesht-e Dowlat-Abbad 
Symmetrie.
Caught! 

Kultur-Urlaub erlaubt aber gar nicht so viel chillen, daher brachen wir auf gen Feuertempel im Osten der Stadt. Ein Taxi war gar nicht mal so schnell zu finden, dank netter Shopbesitzer dann aber doch kein Thema. Am Feuertempel der Zarathustrier angekommen, Ernüchterung: der Tempel hat zu. Da aber genau gegenüber ein Kamel-Kebab-Laden war, gab es Kamel (schmeckt ultra muffig und nach Stall, jedenfalls da) und dann die Info vom Koch: der Tempel macht doch auf, nur erst um vier statt drei. Diese gute Information war wieder ein Beispiel der unfassbar netten Iraner: ohne das wir fragten, gaben sie uns diese Information und verhinderten so, dass wir einfach weiterfuhren.

Im Tempel brennt seit 2000 Jahren (so sagt man) ein Feuer, welches hinter Glas ausgestellt lichterloh brannte. Außerdem gab es noch ein kleines Museum zu den Zarathustriern und ihrem Gott Ahura Mazda ('Gott der Weisheit'). Alles war recht unspektakulär und zu allem Überfluss fing es dann auch noch an zu regnen. Normalerweise regnet es in Yazd im gesamten April nur 8 mm – ich glaube, diese Menge haben wir mindestens abbekommen.

Lamm-Kebab. 

Regen am Feuertempel.

*****Exkurs: die Zoroastrier. Diese akzeptierte Minderheitenreligion nimmt vor allem in Yazd eine relativ große Stellung ein. Sie glauben an die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft und sehen in diesen das Sinnbild von Ahura Mazda, den Gott der Weisheit. Die Maxime ist: tue gutes, rede gutes und denke gutes. Da die Leichen die Erde nicht berühren dürfen, wurden Sie (und in Indien ist das wohl auch immer noch so) in sogenannten Schweigetürmen aufgebahrt und von den Geiern abgenagt. Da sich die Yazdis aber in den 70ern über die vom Himmel fallenden Leichenteile beschwerten, werden sie heute in luftdichten Särgen verbrannt. Ihre Anhänger sind heutzutage im ganzen Iran verteilt, jedoch vor allem in Bombay, Indien anzutreffen.*****

Aufgrund von Zeitmangel konnten wir die berühmten Schweigetürme von Yazd nur von der Ferne sehen.

Der Abend endete im Silk Road Hotel Restaurant – und ins Bett gingen wir mit einer großen Vorfreude auf die nächsten zwei Tage…

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