Sonntag, 27. November 2011

Tana Toraja - Eine Beerdigung der anderen Art

Da wir kleine Glückskinder sind, war in der kurzen Zeit, die wir für Tana Toraja eingeplant hatten, auch eine Beerdigung in einem kleinen Dorf angesetzt.
Mit unserem Guide fuhren wir dann ganz stilecht im Bemo zum Festplatz und dann begann eines der erinnerungswuerdigsten Feste, die ich je erlebt habe.

Wie schon im vorhergehenden Post beschrieben, ist der Tod für das Volk der Toraja von großer Bedeutung. Somit muss auch der Eintritt in diesen gebührend gefeiert werden. Je nach Klasse der Familie wird das Fest größer oder kleiner ausfallen, manche Beerdigungen dauern bis zu einer Woche an! Da es extrem teuer ist, so eine Beerdigung zu bezahlen, wird so lange gewartet bis das Geld zusammengespart ist. Somit kann es gut sein, dass ein Toter erst Jahre nach seinem Ableben beerdigt wird.

Wir waren nun bei der Beerdigung einer vor ca. einem Jahr verstorbenen 85-jährigen Frau aus der Mittelklasse. Die Festlichkeiten dauerten insgesamt ca. vier Tage an, wir waren an Tag eins da.

Nachdem wir uns der Familie vorgestellt hatten und unsere mitgebrachten Geschenke (eine Stange Zigaretten...sehr stilvoll! ;) ) abgegeben hatten durften wir uns nach einem kleinen Frühstück auch direkt ansehen, was es heißt Opfer zu bringen.




Wieder die Hintergründe dazu: die Toraja glauben daran, dass ein Toter nur in die richtige Sphäre im Himmel kommt, wenn er genügend Büffel und Schweine bei sich hat. Je mehr Büffel also geopfert werden, desto besser das Leben nach dem Tod. Und desto reicher die Familie ;)

Nun gut, also wurden an diesem Tag ca. 100 - 200 Schweine geopfert. Erst kommt ein Stich ins Herz, dann werden die Borsten abgebrannt, dann ausgenommen und zubereitet. Wer davon nähere Detailbilder sehen möchte, wie so ein Schwein von innen aussieht, der wende sich vertrauensvoll an mich.



Schweinekuss :)

Neben der Opferung gingen natürlich auch noch weitere Zeremonien von statten. So tanzten die Männer singend und summend in einem Kreis um den Sarg, der in einem kleinen Tongkonan stand. Wenn wichtige Gäste kamen, stampfte eine Gruppe von Frauen mit langen Bambusstangen in einem Trog und hieß sie somit willkommen. Zudem wurden die Büffel, die in den nächsten Tagen geopfert werden sollten, herumgeführt und den Gästen vorgezeigt.

 Skeptische Blicke der Toraja Mädchen, die die Gäste begrüssten.
 Die Verladung des Sargs.

Nachdem wir auch einmal von dem Schwein kosten durften, ging es nun daran, den Büffel zu opfern. An diesem Tag wurde nur einer geopfert, zwei Tage später, am "bloody wednesday" wurden dann 10 Büffel gen Himmel gesandt. Der Büffel wurde nun angeflockt und mit einem Cut durch den Hals geschächtet. Er röchelte und kämpfte noch ein paar Minuten und fiel dann um. Und blieb erstmal liegen. Erst eine halbe Stunde später machten sich die Männer dann ans Werk und nahmen ihn aus.

Büffelreste...

Weitere Zeremonien wurden abgehalten, ich war irgendwann auch total reizüberflutet. Mittlerweile waren auch ein paar mehr Touristen angekommen und schauten sich das Spektakel an. So ca. gegen 15 Uhr wurde dann das Gerücht laut, dass es noch einen Stierkampf geben sollte. Wir, die schon am Vortag auf der Suche danach gewesen sind, freuten sich.

So ging es mit unserem Guide zu einem nahen Reisfeld. Um dieses standen dichtgedrängt gefühlt Hunderte Indos, die Geldscheine gezückt. Die Büffel wurden alsbald gebracht und so begann es. Der Kampf an sich dauert nicht lange, der Büffel ist Verlierer, der zuerst abhaut. Und abhauen ist das richtige Stichwort - es war ja keine Arena, sondern ein offenes Feld. Ich sage euch: das Adrenalin fließt so richtig, wenn so ein fetter Riesenbüffel direkt auf dich zurennt!




Nach einer halben Stunde war das Ganze vorbei und die Menge zerstreute sich. Es war wirklich ein einprägsames Erlebnis - ich könnte noch viele weitere Seiten mit den Eindrücken zu den verschiedenen zeremoniellen Bestandteilen füllen. Bei Interesse nach mehr einfach melden ;)


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